Einige Gedanken zur qualitativen Beurteilung von Dingen

Heutzutage ist unser Leben mit einer Vielzahl von Informationen gefüllt. Ich kann Informationen aus verschiedenen Quellen erhalten, wie Nachrichten, soziale Medien, kurze und lange Videos usw. Diese Informationen enthalten eine Zusammenfassung der Veränderungen in der Welt oder detaillierte Analysen. Darunter gibt es auch Einschätzungen und Urteile über bestimmte Ereignisse basierend auf der aktuellen Situation. Manche Analysen neigen sich nach links, andere nach rechts, und einige behaupten, „neutral“ zu sein. Kurz gesagt, es gibt unzählige Meinungen, die oft widersprüchlich sind. Doch wie soll ich die Natur einer Sache beurteilen? Was ist „richtig“ und was ist „falsch“?

Oft stelle ich fest, dass die Beurteilung einer Sache stark von der jeweiligen Situation der Person beeinflusst wird. Diese persönliche Situation hängt wiederum von Faktoren wie sozialer Stellung, zwischenmenschlichen Beziehungen, wirtschaftlicher Lage und eigenen Erfahrungen ab. Zudem erhält ein Außenstehender immer nur eine bestimmte Darstellung eines Ereignisses, nicht das Ereignis selbst. Dabei bringt der Erzähler zwangsläufig seine eigene Perspektive ein – bewusst oder unbewusst. Selbst wenn jemand nur die „Fakten“ präsentiert, kann die Art und Weise der Darstellung bereits eine Gewichtung enthalten: Bestimmte als wichtig empfundene Details werden betont, während andere als unwichtig erachtete möglicherweise weggelassen oder übersehen werden. Ein Ereignis besteht jedoch nicht nur aus seinem unmittelbaren Ablauf, sondern auch aus einem umfassenden Hintergrund – dazu gehören die individuellen Hintergründe der Beteiligten, die Zusammenhänge vor dem Ereignis sowie möglicherweise sogar flüchtige Gedanken der Beteiligten in bestimmten Momenten. Eine vollständige, detailgetreue Darstellung all dieser Aspekte ist unmöglich – und manches bleibt schlichtweg unergründlich.

Ein Ereignis besteht jedoch nicht nur aus seinem unmittelbaren Ablauf, sondern auch aus einem umfassenden Hintergrund – dazu gehören die individuellen Hintergründe der Beteiligten, die Zusammenhänge vor dem Ereignis sowie möglicherweise sogar flüchtige Gedanken der Beteiligten in bestimmten Momenten. Eine vollständige, detailgetreue Darstellung all dieser Aspekte ist unmöglich – und manches bleibt schlichtweg unergründlich. Ich habe oft bemerkt, dass aus zwei völlig unterschiedlichen Perspektiven jeweils eine schlüssige und scheinbar gerechte Argumentation entwickelt werden kann. Doch aus der Sicht der jeweiligen Gegenseite wird die andere Position oft scharf kritisiert. Beide Seiten können zahlreiche Beispiele zur Untermauerung ihrer Argumente heranziehen – und oft lassen sich diese Argumente sogar wechselseitig anwenden. Indem ich bewusst Perspektiven tausche und aus verschiedenen Blickwinkeln argumentiere, gelange ich regelmäßig zu gegensätzlichen Einschätzungen und Schlussfolgerungen.

Nach mehreren Jahren des gelegentlichen Nachdenkens kam ich schließlich zu meiner eigenen Schlussfolgerung: Es ist sinnlos, zwanghaft nach einer „neutralen“ und „objektiven“ Haltung oder nach der „Wahrheit“ eines Sachverhalts zu suchen. Dies macht das Leben nur unnötig kompliziert. Der entscheidende Grund dafür ist, dass ich selbst eine eigene Haltung habe. Ich muss mich nicht zwingen, fremde Standpunkte vollständig zu übernehmen. Meine Haltung ergibt sich aus meinen persönlichen Vorlieben, meiner sozialen Stellung, meiner wirtschaftlichen Lage, meinen Erfahrungen und meinem Wissen – genau jene Faktoren, die auch andere Menschen in ihren Urteilen beeinflussen. Deshalb erscheinen mir manche Meinungen als „objektiv“, während ich andere ablehne. Tatsächlich habe ich also bereits unbewusst meine eigene Einschätzung getroffen. Warum sollte ich dann nicht einfach alle Meinungen akzeptieren? Natürlich kann ich verschiedene Stimmen anhören und über die enthaltenen Argumente nachdenken, um mein Verständnis einer Sache zu vertiefen. Aber sie unkritisch und freudig zu übernehmen, ist äußerst schwierig. Ich kann versuchen, mich in die gegnerische Position hineinzuversetzen – doch was bringt mir das? Schließlich bin ich nicht diese Person und kann ihre Perspektive und Interessen kaum authentisch übernehmen oder gar von ihnen profitieren.

Ich neige eher dazu, zu glauben, dass jeder Mensch eine eigene „Verfassung“ hat – ein Grundgesetz, das sich nach der individuellen Lebenssituation richtet und die persönliche Vorstellung von einer „perfekten Welt“ widerspiegelt. Ich bin der Gesetzgeber, der auf Basis dieser Verfassung konkrete Regeln für die Beurteilung von Ereignissen ableitet. Ich bin aber auch der Richter, der gemäß diesen Gesetzen Entscheidungen trifft. Natürlich kann ich mir andere Einschätzungen anhören – aber ich muss es nicht. Vielmehr sollte ich eine gewisse Offenheit für die Vielfalt der Gedanken in der Welt bewahren. Andere Menschen haben ihr eigenes Grundgesetz, das möglicherweise in manchen Punkten mit meinem übereinstimmt, aber in anderen völlig abweicht. Warum sollte ich dann zwingend ihre Sichtweise übernehmen?

Was die sogenannten „neutralen“ Beobachter betrifft, habe ich auf Grundlage meiner eigenen Überlegungen eine klarere Haltung entwickelt. Einige von ihnen behaupten, sie würden nur die „Wahrheit“ wiedergeben. Doch wie bereits erwähnt, ist es unmöglich, eine Wahrheit vollständig und ohne Verzerrung zu erfassen. Jede Darstellung enthält eine subjektive Gewichtung, und manche Details bleiben für immer verborgen. Daher ist die Jagd nach der „absoluten Wahrheit“ sinnlos – wenn es sie überhaupt gibt, dann kennt sie nur eine allwissende Instanz. Ich sollte mich also von dem Drang befreien, eine „reine Wahrheit“ zu finden, sondern vielmehr auf Basis meines eigenen Wissens meine eigene Meinung bilden. Andere wiederum behaupten, ihre Sichtweise sei „neutral“ und „objektiv“. Doch das ist lächerlich – schließlich sind sie auch nur Menschen mit eigenen Erfahrungen, Emotionen und Interessen. Absolute Neutralität ist ein Mythos. Einige bemühen sich jedoch, eine möglichst umfassende Perspektive einzunehmen, indem sie sämtliche existierenden Standpunkte sammeln und wiedergeben. Ich denke, das ist eine wertvolle Herangehensweise. Doch selbst wenn man diese Perspektiven alle kennt – was nützt es mir? Kann ich mein Leben beliebig zwischen diesen Sichtweisen wechseln, um sie praktisch auszutesten? Schließlich gibt es oft viele verschiedene Lösungen für ein Problem – am Ende muss ich mich dennoch für eine entscheiden. Daher glaube ich, dass es völlig ausreichend ist, eine Sache aus meiner eigenen Perspektive zu beurteilen. In meinem eigenen Referenzrahmen bin ich neutral und objektiv genug. Was andere Referenzrahmen angeht – warum sollte mich das kümmern?

Ich habe auch erkannt, dass Menschen mit ähnlichen Grundgesetzen sich oft zu Gruppen zusammenschließen. Nach langer Zeit der individuellen Reflexion kann es eine Erleichterung sein, Gleichgesinnte zu finden. In vielen Fällen kann „Parteinahme“ tatsächlich von Vorteil sein. Wenn Menschen mit einer gemeinsamen Haltung zusammenarbeiten, können sie ihre Position in gesellschaftlichen Debatten langfristig festigen und möglicherweise sogar die Realität beeinflussen.

Viele Menschen sagen, sie hätten „alles durchschaut“ und hätten „keine Meinung“ mehr. Doch in Wahrheit haben sie vielleicht einfach resigniert oder aufgegeben. Sich für „Neutralität“ zu entscheiden, bedeutet letztlich, sein eigenes Grundgesetz aufzugeben und die Deutungshoheit anderen zu überlassen.

Nach langem Nachdenken konnte ich meine Gedanken zu diesem Thema endlich klar formulieren. Natürlich ist dies nur meine persönliche Sichtweise. Leser mögen es für irrelevant, absurd oder sogar völlig falsch halten. Doch solange diese Gedanken für mich stimmig sind und mir helfen, die Welt auf meine Weise zu verstehen, genügt mir das.